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Fertigung von Haftzellen ... im Gefängnis: eine Frage der Moral oder des Budgets?

  • 27 Kommentare
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Fertigung von Haftzellen im Gefängnis: Hintergründe.

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    CCI für CCI für Colorado Correctional Industries, der gewerbliche Zweig der Strafvollzugsbehörde von Colorado. CSP II für Colorado State Penitentiary II, das neue Mega-Gefängnis, das sich in Cañon City, Colorado, im Bau befindet.

    Häftlinge bei der Arbeit in der Metallwerkstatt der Fremont Correctional Facility in Cañon City, Colorado. Häftlinge bei der Arbeit in der Metallwerkstatt der Fremont Correctional Facility in Cañon City, Colorado.

    Fotos © Philippe Brault

    Das zukünftige Mega-Gefängnis von Cañon City (Colorado) könnte der Inbegriff modernster Inhaftierungsmethoden werden, bei denen es die Häftlinge sind, die die Gefängniszellen zusammenbauen. Und zwar ultra-innovative Hightech-Zellen zur besseren Abschottung.

    Auf der Baustelle des künftigen Höchstsicherheitsgefängnisses Colorado State Penitentiary II (CSP II), östlich von Cañon City, trifft man auf hunderte Bauarbeiter – auf 350, um genau zu sein – verschiedenster Berufsstände. Zwei Dutzend von ihnen bilden eine Gruppe für sich. Fotografierverbot. Sie tragen Bauhelme, aber ihre Uniform unterscheidet sich von der der anderen Arbeiter. Sie ist grün. Wenn man diese Männer grüßt, bekommt man keine Antwort. Es handelt sich um Häftlinge, die abends ins unweit gelegene Four Mile Correctional zurückkehren (eine Anstalt für Untersuchungsgefangene und kurze Haftstrafen). Tagsüber schieben sie kleine Karren mit Schotter durch die Gänge des künftigen Colorado State Penitentiary II.

    Zum ersten Mal in der Geschichte der Gefängnisse von Colorado wurde sogar ein knappes Dutzend von ihnen für eine ganz besondere Tätigkeit abgestellt. Eine Tätigkeit, die es so noch nicht gab: Haftzellen schweißen. Hunderte von Zellen, die wiederum von anderen Häftlingen nur wenige Kilometer entfernt, am anderen Ende des Staatsgefängniskomplexes montiert wurden: in der Metallwerkstatt der Fremont Correctional Facility.

    Video-Sprechräume

    Die ca. zehn Quadratmeter großen Zellen sind in einem Block gegossen und umfassen eine Schlafstätte, eine Toilette und ein Pult. Auf dieses wird später ein brandneues System installiert, bestehend aus einem Bildschirm, einer Tastatur, einer Maus und einem Headset. Alle Häftlingsbesuche werden ausschließlich über diese Kommunikationsstation abgewickelt werden. Sie wird auch Video-Sprechraum genannt. Einer der Baustellenleiter sagte uns während des Rundgangs, das Gefängnis CSP II werde nach seiner Fertigstellung (Sommer 2010) auch über einen normalen Sprechraum verfügen, der jedoch den Anwaltsbesuchen vorbehalten sei. Allerdings konnte er uns nicht sagen, wo sich dieser Raum befinden werde.

    Über die Kommunikationsstation wird zudem das Fernsehprogramm zu sehen sein, und auch die Kommunikation zwischen Gefängnispersonal und Häftling wird über den Bildschirm laufen. Per Mausklick können die Häftlinge zudem Artikel des täglichen Gebrauchs einkaufen und ihr Bankkonto konsultieren. Ziel dieses Hightech-Systems ist es, bei Häftlingen, die 23 Stunden am Tag in Einzelhaft verbringen, jeglichen Ortswechsel auf ein Minimum zu reduzieren. Das Anrecht dieser als gefährlich und sogar hochgefährlich eingestuften Häftlinge, ihre Zellen zu verlassen, um zu duschen und einige Leibesübungen in einem extra dafür vorgesehenen Raum am Ende des Gangs zu machen, wird auf 45 Minuten pro Tag beschränkt sein. Sie werden niemals an die frische Luft kommen. Und bevor sie ihre Zelle verlassen können – und zwar rückwärts – wird man ihnen zuerst durch eine Klappe in der Zellentür Handschellen anlegen.

    Kleiderhaken und Abluftöffnungen werden in allen Zellen suizidsicher konzipiert sein: Sollten Haken oder Gitter einem zu hohen Gewicht ausgesetzt werden, gibt ihre Befestigung automatisch nach, so dass ein Selbstmord durch Erhängen unmöglich ist.

    Im CSP II werden die Fenster, im Vergleich zu denen des östlich vom Gefängniskomplex gelegenen CSP I, größer ausfallen und mit ihrer Höhe von 1,20 Meter (4 Fuß) für mehr Tageslicht in den Zellen sorgen (im CSP I waren die Fenster weniger als einen Meter hoch (3 Fuß)). Während unseres Rundgangs äußerte ein Polier folgende Bemerkung: Von hier hat man einen Blick auf die Berge. Andere werden weniger Glück haben und nur die Mauer gegenüber zu sehen bekommen.

    Die Baukosten für das CSP II werden auf insgesamt 162 bis 208 Millionen Dollar geschätzt. Wegen der aktuellen Wirtschaftskrise und der damit einhergehenden Budgetprobleme wurde der Termin für die Eröffnung des Gefängnisses bereits wiederholt verschoben, wodurch Zahlungsverpflichtungen für die Gehälter der zukünftigen Gefängnisaufseher auch erst später fällig werden. Anfang 2010 schlug ein Senator aus Denver den Verkauf des leer stehenden Gefängnisses an den Privathaftanstaltssektor vor, womit er jedoch auf allgemeinen Protest stieß. Um kritischen Stimmen Einhalt zu gebieten, könnte knapp ein Drittel der geplanten 948 Plätze im Laufe des Jahres 2010 in Betrieb genommen werden.

    Quellen

    Links

    Berichte zu den Hightech-Gefängnissen finden sich im Prison Valley-Film.

     
    Gepostet von David Dufresne Prison Valley Team
    am 21/04/2010 (bearbeitet am 03/05/2010)
    Sollte etwas fehlerhaft oder unklar sein, kontaktieren Sie das Prison Valley-Team.
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    Ich bin unglaublich schockiert. Man nimmt den Insassen alle Menschlichkeit, selbst die Nähe eines Besuches. Wie sollen diese denn irgendwann wieder in die menschliche Gemeinschaft zurück?
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    Ich denke diese Art der Isolation ist für Schwerstverbrecher : Mörder, Kinderschänder, Serienkiller, schwerster Raub gedacht.
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    Trotzdem ist das veraltetes Denken. Wenn man auch heute noch Menschen mit schwerwiegenden Verbrechen das Recht auf Menschlichkeit nimmt, liegen wir hinter dem von uns eigentlich propagierten Ideal weit zurück. Auch wenn es niemals mehr zu einer Entlassung kommen sollte. Die Aussicht auf Besserung wird auch im Hinblick auf andere geschmälert. Was für eine Zukunft: Unter diesen Voraussetzungen ist es kein Wunder, weshalb es immer wieder zu übergriffen kommt. Menschen als soziale Wesen benötigen eben den Kontakt zu anderen. Von (Ver-)Besserung kann da nicht die Rede sein. Die Häftlinge werden mit nichts mehr konfrontiert.
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    Empfehle die alte HPO-Serie Oz. Bei einer solchen Unterbringung wäre der Freitot wirklich besser. Ich erinnere an bereits Bekanntes. Es gibt keine Schuld im engeren Sinne. Jede Haft ist letztlich Schutzhaft und man sollte Menschen nicht schlechter behandeln als Tiere.
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    Jeder der sich dafür hergibt einen Mörder etc. zu Töten ist selbst einer, wie pervers muss man sein? >Im Namen ds Gesetztes< ?
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    Super! Ich find's immer gut, wenn Knastis arbeiten. Vor allem bei diesen, da weiß man ja nicht mal, wofür sie überhaupt verknackt worden sind. Wahrscheinlich alle Schwerverbrecher. Überhaupt: Wozu braucht Amerika soviele Gefängnisse? Die haben doch die Todesstrafe! Christian
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    Jedes Tier wird besser gehalten. Selbst Vergewaltiger und Mörger sind immer noch Menschen.

    Hier verliert die Gesellschaft ihre Menschlichkeit.
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    Es grenzt an Perversion, dass Häftlinge selbst Haftzellen bauen müssen...
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    Ich denke, die meisten Gefangenen sind froh arbeiten zu können. Erstens ist das besser als nur auf der Zelle zu sitzen. Zweitens können sie sich so ein kleines Taschengeld verdienen.
  11.  
     
    Nur, jeder Gefängnisarbeiter nimmt einem Arbeiter in der realen Wirtschaft den Arbeitsplatz weg. Dieser Beton, diese Nummernschilder, diese Schweißarbeiten etc. würden ansonsten von ganz normalen Firmen und deren Arbeitern erledigt. Aber weil die Gefangenen nun mal konkurrenzlos billiger sind und auch noch staatlich gefördert, wird das alles in Gefängnissen gefertigt. Eigentlich pervers, das System. Ehrliche Arbeiter verlieren ihre Jobs, damit der Staat mit den Gefangenen Geld verdienen kann...
  12.  
     
    Ich finde es unmenschlich! Häftlinge werden als Arbeitskräfte der Ausbeutung unterworfen, und Schwerverbrechern wird frische Luft und direkten Menschenkontak, d.h. die Resozialisierung, verweigert: ABER KAUFEN, und zwar online, DAS DÜRFEN SIE!!!
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    Krass. Das ist so krank.

    Und damit meine ich nicht einmal die Perversion, Häftlinge Zellen bauen zu lassen, sondern wie die Zellen aussehen.

    23 h Einzelhaft am Tag ist unmenschlich, den Häftlingen dazu aber noch den persönlichen Kontakt mit angehörigen zu verweigern ist Menschen-verachtend und imho eine Verletzung der Menschenrechte. Außerdem lässt man diese Menschen, die vermutlich alle dieses Gefängnis nicht wieder lebend verlassen werden (angesichts der Länge der in den USA üblichen Freiheitsstrafen) nicht an die frische Luft.

    Das ist Folter.

    (Und ich dachte mal, Guantanamo wäre der Gipfel der Menschenverachtung in den USA. Und das einzige Gefängnis mit solchen Zuständen.)
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    @smrqdt

    Ich stimme dir zu 100% zu, ich bin schockiert und aufs Aeusserste in meinen Wertevorstellungen erschuettert!

    Ich meine, man dnekt immer, schlimmer kann es nicht mehr werden, doch dann ruft einen das sprichwoertliche "schlimmer geht immer" wieder auf den Boden der Tatsachen.

    Die Amerikaner, das Volk das durch Kampf fuer die Freiheit, gegen Unterdrueckung und fuer Einhaltung allgemeiner Menschenrechte hervorgegangen ist, agiert seit Jahrzehnten schizophren.

    Da stellt man sich tatsaechlich die Frage, wie weit kann die Auffassung von allgemeinen!! Werten noch weiter gedehnt werden. Ein Wort nicht zu halten ist die eine Sache, aber den Werten des eigenen Landes aus denen dieses erst hervor gegangen ist voellig unbeachtet zu lassen oder von Fall zu Fall zu dehnen... das ist inkzeptabel!! MORALISCH UNTRAGBAR!!!

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